POORTRY

- Warnmeldung

Windows-Kernel-Treiber laufen mit den höchsten Rechten des Betriebssystems – das ist normal. Ein präparierter Treiber namens POORTRY kann dadurch jedoch Sicherheitsvorkehrungen ausschalten und damit einen Cyberangriff wesentlich erleichtern.
Hand bearbeitet und untersucht Festplatte

© Adobe Stock

POORTRY kann Sicherheitsvorkehrungen ausschalten

Die Malware POORTRY wurde 2022 bei Ransomware-Angriffen entdeckt. POORTRY ist ein Windows-Kernel-Treiber, der mit gestohlenen Schlüsseln signiert wurde, die legitimen Konten im Windows Hardware Developer Program von Microsoft gehören. Die Hacker-Gruppierung UNC3944 hat diesen bösartigen Treiber verwendet, um Sicherheitssoftware zu beenden und damit die Erkennung von Malware zu vermeiden.

Zwar ist Sicherheitssoftware in der Regel davor geschützt, beendet oder manipuliert zu werden. Windows-Kernel-Treiber werden jedoch mit den höchsten Rechten des Betriebssystems ausgeführt und können deshalb dazu missbraucht werden, fast jeden Prozess zu beenden.

Sicherheitsforschern zufolge versuchten weitere Ransomware-Akteure, den von Microsoft signierten POORTRY-Treiber zu verwenden. Die Erkennungsraten waren jedoch hoch, nachdem er in der Öffentlichkeit bekannt wurde und die Codesignaturschlüssel widerrufen wurden.

Neue Entwicklungen

Inzwischen wird eine aktualisierte Version des POORTRY-Kernel-Treibers eingesetzt, die mit einem gestohlenen oder durchgesickerten Cross-Signing-Zertifikat signiert ist. Der neue Treiber kann die Rechte auf kompromittierten Computern erhöhen und dann Sicherheitsprozesse anhalten.

Analysten beobachten die folgenden Befehle, die an den Treiber übergeben werden können:

  • Treiber aktivieren
  • Treiber deaktivieren, nachdem der Benutzermodus-Client seine Operation beendet hat
  • Benutzermodus-Prozesse beenden
  • Dateipfade löschen
  • Erzwungenes Löschen einer Datei durch Freigabe ihrer Handles und Beendigung laufender Prozesse, die sie verwenden
  • Dateien kopieren
  • Erzwungenes Kopieren von Dateien mit einem ähnlichen Mechanismus wie beim Erzwingen des Löschens
  • System neu starten durch Aufruf der "HalReturnToFirmware"-API
  • Process-/Thread-Benachrichtigungs-Callbacks
    • Callbacks registrieren
    • Registrierung der Callbacks aufheben
      Die beiden Befehle, die für Process-/Thread-Benachrichtigungs-Callbacks verwendet werden, funktionieren nicht. Dies deutet darauf hin, dass sich der Treiber noch in der Entwicklung oder in der Testphase befindet.

Eingesetzt wird POORTRY derzeit von der Ransomware-Gruppierung BlackCat, auch bekannt unter dem Namen ALPHV.

Empfehlungen der CSBW für Administratoren

Aufgrund der hohen Aktivität von BlackCat in Deutschland empfiehlt die CSBW dringend folgende Maßnahmen:

  • Systemadministratoren sollten die veröffentlichten Indikatoren (IoCs) verwenden.
  • Systemadministratoren sollten die verwendeten bösartigen Treiber zur Windows-Treiber-Blockierliste hinzufügen.
  • Windows-Administratoren sollten sicherstellen, dass "Driver Signature Enforcement" aktiviert ist. Dies blockiert die Installation von Treibern ohne gültige digitale Signatur.
  • Die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg (CSBW) ist die neueste Landesoberbehörde im Land. Grundlage für ihre Gründung ist das Cybersicherheitsgesetz. Seit 2021 begegnet das stetig wachsende und breit aufgestellte Team der CSBW den immer größer werdenden Gefahren von Cyberangriffen im digitalen Raum. Sie steht im ständigen Austausch mit allen relevanten Sicherheitsbehörden und Akteuren. Zentrale Aufgabe der CSBW ist es, die Cybersicherheit in Baden-Württemberg zu verbessern. Im Fokus steht dabei vor allem die Landesverwaltung. Die wichtigsten Schlagworte dabei sind: Prävention, Detektion und Reaktion.